Leben mit einem künstlichen Darmausgang

Alternativloser Nebenausgang

Rund 150.000 Menschen haben in Deutschland einen künstlichen Darmausgang. Doch wann muss dieser angelegt werden, und was heißt das für die Lebensqualität?

Tobias Lemser
Bildquelle: iStock/NatBasil

Fällt die Diagnose Darmkrebs, ist zumeist eine Operation das Mittel der Wahl, um den Tumor in den Griff zu bekommen. Auch wenn viele Betroffene damit geheilt werden können, bleibt mitunter ein Wermutstropfen zurück – gerade dann, wenn auch der Schließmuskel entfernt werden musste. Um ein Herauslaufen des Darminhalts zu vermeiden, liegt die einzige Lösung oft darin, den Anus dauerhaft zu verschließen und den Darm über eine operativ geschaffene kleine künstliche Öffnung in der Bauchdecke, auch Stoma genannt, auszuleiten. Hierbei wird an der Austrittsstelle der Stuhl in einem geruchsundurchlässigen Auffangbeutel, der sicher auf der Haut um das Stoma haftet, gesammelt. Auch bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa kann ein Stoma – nicht selten jedoch nur vorübergehend – zum Einsatz kommen.

Alltägliche Einschränkungen – Leben mit einem künstlichen Darmausgang

Was zunächst nach einer großen Herausforderung klingt, lässt sich für viele Betroffene heute gut in den Alltag integrieren – auch weil oftmals eine sogenannte Irrigation möglich ist. Das bedeutet, dass sie – zumeist alle 24 oder 48 Stunden – den Darm mittels eines Einlaufs über das Stoma anregen können, sich schnell zu entleeren. Zumeist für ein bis zwei Tage kann so auf eine Versorgung mit einem Beutel verzichtet und das Stoma mit einer kleinen flachen Kappe abgedeckt werden.

Wie sich das Tragen eines Stomas auf die Lebensqualität von Betroffenen in Deutschland auswirkt, war das Ziel einer im September 2023 veröffentlichten Untersuchung von Forschenden der Universität Witten/Herdecke. Die 521 per Internet Befragten berichteten besonders von Einschränkungen in puncto Durchschlafen, Müdigkeit, Kräftezustand, Ausdauer, Fitness und Sexualleben. Unter allen Teilnehmenden hatten jene mit Colitis ulcerosa den höchsten sogenannten Gastrointestinal Quality of Life Index, gefolgt von Darmkrebs und Morbus Crohn.

Erschienen Mai 2024 in Insight